Text: Daniel Zant
Wenn man heutzutage an „Jet Set Radio“ zurückdenkt, kommt einem als Erstes der unverwechselbare Cel Shading-Look in den Sinn, gefolgt vom ebenfalls einzigartigen Soundtrack bis hin zum ebenfalls einzigartigen Spielstil. Man mag die Aufmachung sympathisch finden – oder auch nicht –, aber dieses Spiel ist definitiv etwas, das man so nirgends anders zum Spielen bekommt. Werfen wir also einen Blick darauf.
Die Story: In der Großstadt Tokyo-to tummeln sich Graffiti sprühende Rollerblade-Gangs herum, die sich spinnefeind sind. Der Spieler übernimmt die Rolle der GG-Gang, zu der im Laufe der Geschichte immer mehr Mitgliedern stoßen. Jedes Mitglied hat seine individuellen Stärken und Schwächen, entsprechend sollte bei jedem neuen Auftrag der passende Charakter gewählt werden. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der namensgebende Radiosender „Jet Set Radio“, der von niemand Geringerem als dem berühmten DJ Professor K mit Musik aller beliebten Stilrichtungen bedient wird und der den Spieler immer auf dem Laufenden hält. Mit einem knappen Zeitlimit im Genick muss der Spieler es schaffen, die Schmierereien rivalisierender Gangs mit den eigenen Tags zu übersprühen. Hierfür gibt es relevante und nicht-relevante Graffitipunkte. Die relevanten müssen unbedingt für den Abschluss eines Levels bearbeitet werden. Dass diese sich an den unmöglichsten Stellen befinden, ist selbstredend. So muss man sich schon mal auf Häuserdächer schwingen um sein Graffiti zu verewigen. Mit gedrückter L-Taste werden Kommandos eingeblendet, die es zu vollführen gilt. Bei erfolgreichem Abschluss geht es auf zum nächsten Graffiti. Natürlich muss der Spieler dafür sorgen, dass genügend Farbvorrat vorhanden ist. Wie gut, dass dieser überall im Level in Form von Spraydosen einsammelbar ist. Mit Tricks und Combos kann man nicht nur sein Punktekonto füllen, sondern auch zu auf den ersten Blick unerreichbaren Orten gelangen. Natürlich sind die Aktivitäten der Gangs der Exekutive ein Dorn im Auge. Vor allem Captain Onishima hat keine Skrupel gegen die Rabauken vorzugehen und macht gerne – mit einer Horde Polizisten im Schlepptau – Jagd auf den Spieler. Der Polizei gilt es also aus dem Weg zu gehen – lassen sie sich nicht erwischen! Cel Shading sei Dank ist der Titel im Gegensatz zu gleichaltrigen Titeln gut gealtert und auch heute noch ein Augenschmaus. Mit seinen schwarzen Konturen rund um Objekte und Personen hat dieses Spiel einen unverwechselbaren, plastischen Zeichentricklook in 3D-Umgebung. Die Musikuntermalung ist auf jeden Fall erhaben, genau passend für diese Art von Spiel. Die Steuerung geht locker von der Hand. Das war der Fachpresse auch durchgehend nur lobenswerte Worte wert. Auch wenn Dreamcast-Besitzer sich gerne an den Titel zurück erinnern, die breite Masse hat es dann doch nicht so interessiert. Wie bei vielen Dreamcast-Titeln, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, hätten die Verkäufe durchaus höher sein dürfen. Trotzdem reichte es neben einer GBA-Version viele Jahre später für Umsetzungen für Smartphones, Windows, Xbox 360 und PlayStation 3 in poliertem HD-Look und einigen Komfort-Verbesserungen, womit auch auf aktuelleren Systemen dieser spaßigen und unbeschwerten Videospiel-Kost gefrönt werden darf. Der Nachfolger, „Jet Set Radio Future“, erschien im Frühstadium der ersten Xbox und machte dort ebenfalls eine gute Figur, auch weil dieser sich ebenfalls sich von gewissen Komplexitäten des ersten Teils löste. Und genau deswegen wird es Zeit für einen weiteren Nachfolger!