— ZANT.AT — EXP Special #04 – 60 Jahre SEGA – Sega Pinball Inc

Text: Daniel Zant

Sega Pinball Inc. war von 1994 bis 1999 der zweite Vorstoß von SEGA, um den lukrativen Flippermarkt aufzumischen, der von einer Handvoll Unternehmen beherrscht wurde. Wenn ihr Flipperkenner nach deren Top 3 Flipperautomaten fragt, ist zwar die Wahrscheinlichkeit groß, dass keiner einen SEGA-Titel aus dieser Zeit nennen wird. Nichtsdestotrotz sind die SEGA-Flipper solide verarbeitet und trumpfen meist mit einem logischen Aufbau auf.

Harley Davidson
Mary Shelley’s Frankenstein
Twister

Wie schon in der Einleitung angemerkt, gab es bereits eine frühere Präsenz in diesem Segment, welche von 1971 bis 1978 dauerte. Dabei spezialisierte SEGA sich neben der Produktion auch auf den Import bekannter Flippertische in den japanischen Markt. Diese Präsenz wurde allerdings zugunsten des wachsenden Videospielmarktes aufgegeben. Die 1994 gegründete Sega Pinball Inc. hatte aber mit all dem nichts zu tun und ist historisch anders gewachsen, auch wenn der Name SEGA dahinter steckt. Die Wurzeln von Sega Pinball Inc. lassen sich auf die Gründung der Chicago Dynamic Industries im Jahr 1931 zurückführen. Als Chicago Coin wurden 45 Jahre lang Flippertische – und später Videospiele – hergestellt, bis die Unternehmung 1977 aufgrund finanzieller Probleme an Sam Stern verkauft wurde. Die neu gegründete Stern Electronics hielt sich an ihrer Stelle bis 1987, als sie von Data East übernommen wurde und zu Data East Pinball Inc. wurde. Data East, das Anfang der Neunzigerjahre selbst in finanzielle Schwierigkeiten geriet,verkaufte den Flipperbereich anschließend an SEGA und wurde 1994 somit zu Sega Pinball Inc. Als Sega die Division kaufte, hielt Data East rund 25% des Flipper-Marktes, wobei der Großteil der restlichen 75% der marktbeherrschenden Williams Electronics Games gehörten. Während Flipper Anfang der Neunzigerjahre wieder im Aufschwung waren, war der Markt selbst ein eher schrumpfendes Segment, so dass im Jahre 1997 Sega Pinball Inc. nur noch einer von zwei verbleibenden Flipperherstellern war. Die Schrumpfung des Marktes ist im Allgemeinen mit dem Anstieg interaktiver Videospiele und den relativ hohen Wartungskosten verbunden, die mit dem Betrieb mechanischer Unterhaltungsgeräte verbunden sind. Da SEGA bekanntermaßen selbst in finanzielle Nöte geriet, wurde die Unternehmung an Gary Stern verkauft, der somit wiederum Stern Pinball gründete. Williams stellte 1999 den Handel als Flipperunternehmen ein und ließ Stern als einzigen verbleibenden, großen Hersteller von Flippertischen zurück. Obwohl erst 1999 gegründet, ist
Stern dank dieser Historie der größte und erfahrenste aller Flipperhersteller. Entgegen der Annahme, dass der Markt tot ist, werden selbst heute noch Flipper hergestellt. Von neuen, aber bekannten Themen (Houdini, Oktoberfest) über Nachfolger („Black Knight Sword Of Rage“) oder Film- und Serien-Lizenzen („Stranger Things“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Guardians of the Galaxy“) bis hin zu Lizenzproduktionen (Domino’s) und musikbezogenen Flippern (Beatles, Iron Maiden) ist für jeden Geschmack etwas dabei.

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