— ZANT.AT — Crossover – Mortal Kombat

Text: Daniel Zant

Die Beatles gegen die Rolling Stones, Pepsi gegen Coke, Nintendo gegen Sega – oder eben Street Fighter II gegen Mortal Kombat: So könnten wir den Kampf zweier unterschiedlicher Kampfspiel-Philosophien vergleichen und weiter darüber streiten, welches denn nun wirklich das bessere Prügelspiel war.

Aber diese Frage wollen wir heute mal beiseite lassen, bei guter und gesunder Rivalität kann das Eine manchmal ohne das Andere nicht existieren – und umgekehrt genauso. Natürlich ist es unbestritten, dass Street Fighter II geschmeidiger daherkommt, aber Mortal Kombat lässt woanders seine Muskeln spielen; genau das wollen wir uns ein klein wenig genauer ansehen und ziehen einen Vergleich zwischen den Portierungen für zu Hause.

Ja, es mag schon sein, dass Mortal Kombat einen Teil seiner Faszination der übertriebenen Brutalität, dem vielen Blut und vor allem den Fatalities zu verdanken hat. Es aber nur darauf zu reduzieren wäre schon arg vermessen. Klar, als Spieler hat man manches Mal das Gefühl, als würde die CPU schummeln, weswegen man die Schlagserien nicht mehr blocken kann – aber dann sucht man sich einen Ausweg und gewinnt den Kampf vielleicht trotzdem. Wenn dieser dann auch noch so pompös audiovisuell inszeniert wird, dann muss man Mortal Kombat einfach attestieren, doch einiges richtig gemacht zu haben. In den Arcadehallen der Welt drängten sich jedenfalls unzählige Jugendliche um das „laute“ Cabinet, um eine Runde spielen zu dürfen – so etwas Schönes hatte die Pixelwelt damals noch nicht gesehen.

Wenn wir schon beim Thema „Pixel“ sind: Während andere Spiele entweder stark pixelig oder comichaft daherkamen, sah bei Mortal Kombat alles sehr lebendig und plastisch aus, eben so richtig echt. Diesen Look verdankten die ersten Teile der Serie einem Verfahren, in welchem kämpfende Darsteller aufgenommen und deren Konterfeis digitalisiert wurden – rudimentäre Anfänge dessen, was gerade in Sportspielen unter dem Begriff „Motion Capturing“ quasi Branchenstandard geworden ist.

Ansonsten handelt es sich um ein klassisches Prügelspiel Marke „Mann gegen Mann“ oder manchmal auch Frau – dazu muss man jetzt auch nicht mehr viel sagen. Jeder, der es einmal gesehen hat, weiß, worum es geht. Zudem hat Mortal Kombat manch ikonischen Charakter geschaffen bzw. nachhaltig für die Spielehistorie geprägt – und das trotz einer für Kampfspiele typisch tumben Geschichte:

Alle 500 Jahre findet ein prestigeträchtiges Turnier, der sogenannte Mortal Kombat, statt, um einen „Grand Champion“ zu küren. Als aber der teuflische Dämon Shang Tsung aus dem Reich Outworld auf den Plan trat, änderten sich die Regeln: Denn er bringt seine Gegner nicht nur um ihr Leben, sondern raubt auch ihre Seelen und verbreitet so Angst und Schrecken. Mit im Schlepptau hat er seinen Schüler Goro – ein Wesen halb Mensch, halb Drache –, welcher das letzte Turnier gewann und den aktuellen Grand-Champion-Titel trägt. Sollten die Krieger von Outworld nun einen zehnten Sieg in Serie gegen die Menschheit gewinnen, dürfen die Herrscher des siegreichen Reiches sich das unterlegene Volk zum Untertan machen. Das gilt es zu verhindern, daher versammeln sich auf Erdenseiten die besten Martial-Arts-Kämpfer, um diesem grausamen Schicksal zu entgehen und den Sieg für sich zu erringen.

Zur Auswahl stehen sieben Recken, die alle ihre eigene Motivation für einen Turniersieg mitbringen (siehe „Die Kämpfer“). Gesteuert wird mit einem 8-Wege-Joystick und fünf Aktionsknöpfen – vier davon für Offensivaktionen (High Punch, Low Punch, High Kick und Low Kick) und einem zum Blocken gegnerischer Schlagsalven. Spätestens seit Street Fighter II genretypisch lösen gewisse Kombinationen davon Spezialmanöver aus, das sind zum Beispiel ein Feuerball oder eine besonders starke Aktion. Apropos Kombinationen: Hat einer der Kontrahenten das Geschehen für sich entschieden, wird er mit einem „Finish Him/Her“ lautstark dazu aufgefordert, den finalen Schlag zu setzen – wer es beherrschte, setzte dann mit einer passend kombinierten Eingabe einen der für die Serie berühmt-berüchtigten Fatality-Moves ein, die besonders brutal anzusehen waren. Der Haken daran ist jedoch, dass man zuerst einmal wissen muss, wie so ein Fatality auszulösen ist – und dann gilt es die komplexe Button-Controller-Abfolge zeitgenau einzugeben, bevor der angeschlagene Gegner einfach umfällt.

Mit all den positiven Faktoren wurde der Automat ein Riesenerfolg, und natürlich ließen Umsetzungen für zu Hause nicht lange auf sich warten. Ob Midway damit auf allen Plattformen zum Grand Champion wurde, schauen wir uns jetzt einmal genauer an. -dz

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