Text: Daniel Zant
Ein chinesisches Sprichwort sagt „Ein Fisch sieht den Köder, aber nicht den Haken“. Metaphorisch auf eine Spielhalle umgemünzt kann das so viel bedeuten wie, dass wir den Köder – hier „Sega Bass Fishing“ – sehen, aber nicht den Spielspaßhaken erahnen können, der sich dahinter verbirgt. Hand aufs Herz, in der Arcade muss es krachen, dass sich die Balken biegen. Da kann es auf den ersten Blick schon befremdlich wirken, wenn mittendrinnen eine Angelsimulation um unsere Münzen buhlt.
Angel-Hobbyisten werden zwar zurecht widersprechen, aber Angeln gilt gemeinhin nicht nur als ruhiger Zeitvertreib, sondern wirkt für Außenstehende eher langweilig und arm an Höhepunkten. Und sowas soll als Arcadespiel funktionieren? Wo es eher darum geht, den Leuten mit schnellen und herausfordernden Spielkonzepten den letzten Groschen aus der Tasche zu ziehen? Kaum vorstellbar, aber SEGA ist das Kunststück tatsächlich gelungen, ein scheinbar biederes Thema in ein spannendes Korsett zu quetschen. Wie das funktioniert? Innerhalb eines knappen Zeitlimits müssen wir für jede der drei auswählbaren Gegenden – auch Stages genannt – an unterschiedlichen Tageszeiten versuchen, ein vorgegebenes Gesamtgewicht an geangelten Fischen zu erreichen. Hat man dies eschafft, kommt es zum großen Showdown m Abend, wo man DEN einen Riesenbarsch angeln darf um sich anschließend im Highscore der Spielhalle in den ewigen Fischergründe zu verewigen. Der große Arcade-Pepp ergibt sich aus dem Angelcontroller, der ein authentisches Gefühl des Angelns vermittelt, und der Inszenierung. Nachdem der passende Köder gewählt wurde, können wir vom Boot den Köder an eine gewünschte Stelle werfen. Anschließend müssen wir versuchen, die Fische anzulocken, indem wir den Köder zappeln lassen, ihn einrollen, etc. Und wenn dann tatsächlich ein Barsch anbeißt, geht es richtig los. Dank actionreifer Kameraeinstellung und rockiger Gitarrenriffs kommt nun etwas actiongeladene Spannung auf. Schnell die Angelschnur einrollen bevor der Fang wieder loslässt oder die Schnur reißt. Dazu vorsichtig taktieren, die Angelrute nach links ziehen, und dann wieder nach rechts reißen. Wenn dann tatsächlich der Fang unser ist, wird er stolz am Bildschirm mit seinem Gewicht präsentiert, das dann auch dem Gewichtskonto gutgeschrieben wird, welches wir für die Bewältigung der Stage füllen müssen. Andererseits weiß das Spiel den Spieler zu necken, indem es sogenannte „Small One“-Fische leicht sarkastisch präsentiert und entsprechend die Motivation des Spielers nach dem nächsten großen Fang umso größer sein wird. Die Dreamcast-Konsole wurde 1999 mit einem Port versorgt, dem ein passender Controller im Bundle beilag. Der Port wurde um ein paar spaßige Modi erweitert und sorgte für wochenlangen Spielspaß. Von dieser Version gibt es eine PC- und einen stark erweiterten – aber spielerisch nicht mehr so astreinen – Wii-Port. Auf Xbox 360 und PlayStation 3 ist der Titel auch auf der „Dreamcast Collection“ auffindbar, aber ohne Angelcontroller macht es wenig Spaß. Auf Dreamcast gibt es noch einen direkten Nachfolger, „Sega Bass Fishing 2“, und „Sega Marine Fishing“. Außerdem existiert „Sega Bass Fishing Duel“ für PlayStation 2 – hier gibt es ebenfalls ein passender Controller. Es sei jedem Leser, der diese Titel nicht gespielt hat, ans Herz gelegt, gewisse Vorurteile dem Fischen gegenüber abzulegen und selbst Hand an den Angelcontroller zu legen. Es lohnt sich und es ist unglaublich befriedigend den großen Fang zu machen!