Text: Daniel Zant
Wir schreiben das Jahr 2499: die Erde ist in Gefahr! Morolianische Aliens beginnen eine Invasion! Sie schießen wahllos mit ihren Strahlenkanonen auf unschuldige Zivilisten, welche unkontrolliert zu Tanzen beginnen und dadurch zu Sklaven der Invasoren werden! Der Spieler muss als die pinkbehaarte Ulala – eine Fernsehreporterin des unbekannten Senders Space Channel 5, die nicht in den Fängen der Morolianer ist – versuchen, die Menschen zu befreien und damit die Quoten des Senders in ungeahnte Höhen zu schrauben.
So beginnt ein Tanzrhythmus-Spiel, das mit einer einzigartigen und unverkennbaren Präsentation aufwarten kann. Der Spaß ist zwar kurz gehalten, weiß aber bei der Stange zu halten. Während Ulala und andere Figuren als Polygonfiguren modelliert sind, läuft die Umgebung in Full Motion Video-Sequenzen im Hintergrund ab. Die Kombination daraus fühlt sich überraschend gut an. Ulala läuft eigenständig durch die Levels, kommentiert ihre Beobachtungen und sucht zielstrebig die Morolianer und ihre Gefangenen auf, um sich einem Tanzduell zu stellen. Die Morolianer geben Tanzschritte passend im Rhythmus zur Musikuntermalung vor und Ulala muss diese im selben Rhythmus nachahmen, z.B. Left, Right, Left, Right, Chu, Chu, Chu – wobei das Chu für das Beschießen der Aliens oder das Befreien von Geiseln steht. Die Abfrage ist hier allerdings unverzeihlich und zählt schnell Fehlversuche. Mehrere Fehlversuche wirken sich negativ aus: Die Einschaltquote sinkt, Ulala wird vom Sender genommen und die Erdenbewohner sind dem Untergang geweiht. Wenn man allerdings den Flow erwischt, verschwinden die Morolianer und die befreiten Menschen begleiten Ulala bis zum Ende des Levelabschnitts im rhythmischen Gleichschritt. Der Erfolg oder Misserfolg der Tanzmoves beeinflusst nicht nur die Einschaltquote, Ulala schreitet dann mit passendem Kommentar zu den nächsten Morolianern bzw. zu befreienden Geiseln und das Nachahmen der Tanzmoves geht weiter. Am Schluss eines jeden Levels erwartet uns ein finaler Dance Battle mit einem Boss. Zwischen den Levels wird die Geschichte vorangetrieben. Der ins Ohr gehende Soundtrack wurde von Naofumi Hataya and Kenichi Toko erschaffen, wobei vor allem Ken Woodmans Jazznummer „Mexican Flyer“ ein starker Einfluss war und auch als Titellied gewählt wurde. Generell referenziert „Space Channel 5“ den Stil der Fünfziger- und Sechzigerjahre im Space-Design. Trotz aller Lobhudeleien, die es zurecht gab, war „Space Channel 5“ wohl doch ein wenig zu abgefahren. Die breite Masse ließ das gute Stück Software unbeeindruckt in den Verkaufsregalen zurück. Der darauffolgenden PlayStation 2-Umsetzung erging es – trotz größerer Hardwarebasis – ähnlich. Eine weitere Umsetzung erschien für den Game Boy Advance. Diese war sichtlich bemüht, hatte aber mit den technischen Begrenzungen des Systems zu kämpfen, sodass nicht einmal die Fachpresse hier eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann – als Kuriosum wiederum ist sie aber eine Investition wert. Ein Nachfolger, „Space Channel 5: Part 2”, erschien noch für die zwei großen Konsolen. Bis auf eine Umsetzung dieses Teils im Zuge der “Dreamcast Collections” und einigen Gastauftritten in diversen SEGA-Spielen hört man seither nichts mehr von Ulala. Schade, denn das Setting war erfrischend und Ulala eine sympathische und attraktive Figur. Gerade in heutiger Zeit wäre ein solch buntes Juwel eine willkommene Abwechslung – wäre schön wenn Ulala mal wieder auf Sendung geht.