Text: Daniel Zant
Das Leben als Telefonleitungstechniker ist kein einfaches. Ganz im Gegenteil ist es sogar eher wild und hektisch – beides eine deutsche Bedeutung des Wortes frantic –, wenn man nach dem Spiel Frantic Freddie aus dem Jahre 1983 gehen kann.
Für all jene, die das Spiel damals verpasst haben: Die titelgebende Spielfigur durfte in bildschirmgroßen Leveln Töpfe voll Gold sammeln. Allerdings gilt das ganze Unterfangen als nicht so einfach, da Freddie nicht hüpfen, sondern nur an den in den Leveln platzierten Telefonmasten auf die nächste Plattform klettern kann. Und er kann auch nicht an Masten vorbeilaufen, diese stehen als Hindernis und können nur erklettert werden. Dies ist ein Kniff, der das Spiel wohl einzigartig macht, das dank drei bis fünf Gegnern pro Level sehr herausfordernd wird. Nach 16 Leveln ist praktisch Schluss, Level 17 setzt uns eine unlösbare Aufgabe vor: Mehrere Plattformen, die aber keine Verbindungsmasten haben und somit unerreichbar sind.
Das Auge wird trotz sogenannter Interludes – eine Art Zwischensequenz –, welche nach jedem zweiten Level erscheinen, nicht verwöhnt. Die Ohren allerdings werden vom SID mit Rags und guter Rockmusik als Ohrwurm bestens bedient – Black Sabbath oder Queen seien hier stellvertretend genannt. Und nein: Der naheliegende Verdacht, dass Freddie Mercury als Namenspatron Pate stand, wurde bereits dementiert. Die Kritiker nahmen den Titel durchweg positiv auf, eine Fortsetzung indes erschien nie. Der Titel von Kris Hatlelid und Gregor Larsen wurde fünf Jahre nach Erscheinen nochmals als Budgetvariante neu aufgelegt, eine Fanumsetzung schaffte es Anfang der 90er auf den Amiga. Ein Remake namens Frantic Freddie Returns gelangte 2011 auf PC; das war es dann aber bis hierhin auch schon. Dass Freddie nicht in den Ruhestand gegangen ist, beweist nun, 36 Jahre später, die vollwertige Fortsetzung Frantic Freddie II, die wir hier vorstellen möchten. Wir wissen zwar nicht, was Freddie die letzten 36 Jahre so gemacht hat, jedoch hat er weder Rost angesetzt noch scheint er abgenutzt zu wirken, denn er bewegt sich so agil wie eh und je. Er ist wie guter Wein bestens gealtert und sieht besser aus als je zuvor. Während Freddie im ersten Teil immer gleich aussehende Masten auf gleich aussehenden Backstein-Plattformen emporsteigen musste, darf er jetzt unter anderem auch in Leveln antreten, die z. B. an Dschungellandschaften mit Ranken – statt Telefonmasten – erinnern, und auch die Gegner sind vielfältiger. Generell scheint alles etwas besser animiert zu sein und hübscher auszusehen. Die positiven Annehmlichkeiten wie die grandiose Musik oder das gute Leveldesign wurden beibehalten; ebenso die negativen Aspekte wie das etwas eingeschränkte aber herausfordernde Gameplay, welches unangetastet blieb.
Oziphantom und das unterstützende Team haben hier gute Arbeit geleistet – mehr gibt es nicht zu sagen. All jene, die schon in den 80ern ihre Freude am ersten Teil hatten, werden sich auch hier wieder freudestrahlend die Zähne an 16 Leveln ausbeißen, um in Erfahrung zu bringen, aus welcher Motivation heraus genau Freddie Töpfe voller Gold sammelt. -dz
System: Commodore 64
Datenträger: Download
Preis: kostenlos
Download-Link: bit.ly/ret40h08
Video zum Spiel: bit.ly/ret40v08