Text: Daniel Zant
Bereits in RETURN #29 berichteten wir ausführlich über das Nintendo 64, welches die Träume aller Nintendo-Jünger wahr werden ließ: Endlich Super Mario, Donkey Kong und all die anderen Nintendoklassiker in 3D zocken können – wer wollte das nicht? Ab 1996 war es dann soweit! Und Nintendo holte für dieses Unterfangen Silicon Graphics ins Boot, welche sich damals vor allem in Hollywood im Bereich Spezialeffekte einen Namen machten; zusammen entwickelten sie das „Project Reality“.
Im Laufe der Entwicklung sollte dem Kunden klar gemacht werden, dass hier eine Videospielkonsole entstünde, die technisch den Konkurrenzprodukten weit voraus sei und so wurde die Menge der Adressregisterbreite des Hauptprozessors, 64 an der Zahl, zum zentralen Punkt des Produktnamens gemacht. Das Projekt hieß fortan „Ultra 64“ und wurde eifrig beworben, unter anderem trat beim Cruis’n-USA-Arcade-Automaten das Ultra-64-Logo in Erscheinung. Am Schluss taufte man das Kind Nintendo 64. Der damals innovative Dreizack-Controller, der heutige Standards wie Analogstick und (die optional erweiterbare) Rumblefunktion salonfähig machte, war das wohl charakteristischste Merkmal dieser Konsole, so ungewöhnlich sah er aus. Außerdem auffällig: Die Konsole verwendete Module, statt der damals üblichen CD-ROMs, was mit Nachteilen wie wenig Speicherplatz und hohen Kosten einher ging. Zudem wurden Full Motion Videos und auch klare Soundwiedergabe dadurch erschwert. Auf der Habenseite wiederum gab es keine lästigen Ladezeiten und Spielstände konnten auf dem batteriegestützten Speicher der Module gesichert werden – sofern die Hersteller der Spiele welche hatten verbauen lassen.
Nintendo wollte mit dem – nur in Japan erhältlichen – Zusatzlaufwerk 64DD und seinen wiederbeschreibbaren magneto-optischen Disks – ähnlich denen eines ZIP-Laufwerks – etwas Variation hineinbringen. Allerdings wurde dieses Add-On so weit nach hinten verschoben, dass es nur mehr die Wenigsten interessierte und nach nur knapp 15.000 verkauften Einheiten und neun erhältlichen Spielen getrost als Flop eingestuft werden kann. Für eine Videospielkonsole ungewöhnlich: Man konnte den Speicher von 4 MB auf 8 MB RAM mittels sogenanntem Expansion Pak erweitern, was sich einige Spiele zunutze machten, um zum Beispiel höhere Auflösungen aus dem System herauszukitzeln. Zwar brachte das Nintendo 64 viele technische Meisterstücke hervor – sofern die Programmierer die schwer zu bändigende Hardware unter Kontrolle brachten – dennoch wirkten Texturen in den meisten Spielen verwaschen und oftmals schränkte Nebel die Weitsicht ein. Trotz alledem gehören Titel für Nintendos 64-Bitter zur Crème de la Crème der Videospiele, an denen sich selbst heutige Spiele bezüglich Spielbarkeit und Spaß die Zähne ausbeißen. Ein Super Mario 64 oder Perfect Dark sind Titel, die man als Videospielinteressierter auf jeden Fall gespielt haben muss. Trotz aller Unkenrufe, dass die Konkurrenten Spiele eher für erwachsene Semester bieten, wagen Spieler auch heutzutage noch gerne eine Runde in Mario Kart 64 oder erleben wunderschöne Abenteuer in The Legend Of Zelda: Ocarina Of Time. -dz