— ZANT.AT — Durchgezappt XL – Ninjas

Kōga und Iga

Die beiden abgelegenen Bergdörfer Kōga (heute Kōka) und Iga im Westen der japanischen Hauptinsel Honshū gelten als Ninja-Hochburgen und Wiege des Ninjutsu. In der schwer zugänglichen Berglandschaft konnten die Ninjas leben, trainieren und sich auf ihre Missionen vorbereiten, ohne allzu neugierige Augen fürchten zu müssen. Gerne wird den zwei Dörfern eine historische Feindschaft angedichtet. Im Historienroman Kōga Nimpōchō (Chronik der Kōga-Ninja) von Futaro Yamada aus dem Jahr 1958, welcher Anfang 2000 von Masaki Segawa unter dem Titel Basilisk als Manga adaptiert und anschließend verfilmt wurde, verlieben sich zwei Jugendliche aus den beiden Dörfern auf Romeo-und-Julia-Art, um anschließend in einen tödlichen Konflikt mit Verrat, Heimtücke und allerlei Ninjutsu-Geheimtechniken hineingezogen zu werden. Heute befinden sich in den Dörfern zahlreiche private Museen und kleine Vergnügungsparks, welche oft von Nachfahren der damaligen Ninja betrieben werden. Die historischen Bauernhäuser aus der Edo-Periode stecken voller Geheimtüren und versteckter Fallen und können von Besuchern auf eigene Verantwortung erkundet werden.

Realität vs. Popkultur

Während die Geschichte der Samurai, der japanischen Kriegerkaste, sehr genau dokumentiert und im popkulturellen Schwarmgedächtnis verankert ist, herrscht in Bezug auf den historischen Ninja bis heute von Hollywood-Mythen verklärtes Halbwissen vor. Dies geht so weit, dass in einem sehr um geschichtliche Genauigkeit bemühten Historienfilm wie Last Samurai aus dem Jahr 2003 ganze Heerscharen schwarzgekleideter Hampelmänner über Tom Cruise herfallen, und natürlich mit links plattgemacht werden. Tatsächlich hätte es allein diese schiere Zahl an Ninjas zum Zeitpunkt der Filmhandlung nicht gegeben, da der größte Teil von ihnen, ähnlich den Samurai, den politischen und gesellschaftlichen Umstrukturierungen der Meiji-Restauration zum Opfer fielen. Der letzte dokumentierte Einsatz eines Ninja fand um 1853 statt, als Sawamura Jinzaburo die im Hafen von Edo vor Anker liegende Flotte des amerikanischen Commodore Matthew C. Perry ausspionierte: Denn die Ninja waren weniger Kämpfer, sondern in erster Linie Beschaffer von Informationen, Überbringer von Nachrichten und Saboteure, selten auch Attentäter. Nur etwa zehn Prozent des Ninjutsu, also der Ninja-Techniken, ist Kampfkunst. Der Hauptteil entfällt auf Psychologie, Chemie, Kriegstaktiken, Festungsbau, Meteorologie, Spionage und die Kunst, nicht gesehen zu werden. So entstammt der bekannte schwarze Anzug eigentlich dem traditionellen Kabuki-Theater, wo schwarzgekleidete Bühnen-Techniker vom Publikum nicht wahrgenommen werden sollen. Ninja-Roben für Nachteinsätze waren eher dunkelblau, da sich schwarz zu sehr vom Nachthimmel abgehoben hätte. Tagsüber war eine einfache Verkleidung als Bauer wesentlich effektiver. Da hier ein Schwert zu auffällig gewesen wäre, wurden Sicheln und Erntewerkzeuge als Waffen eingesetzt. Auch der tödliche Ninja-Stern ist ein Hollywood-Mythos. Shuriken und Kunai-Klingen konnten kaum ernstliche Verletzungen hervorrufen und dienten eher zur Ablenkung. Überhaupt waren die meisten Ninja-Waffen nonlethaler Natur und wurden eher zur Überrumpelung und Entwaffnung eines überlegenen Gegners eingesetzt. Die Jutsu, die etwa aus den Naruto-Mangas bekannten Fingerzeichen, hatten auch nichts mit Magie zu tun. Vielmehr dienten sie als Konzentrationshilfe und zur Aktivierung von Akkupressur-Punkten an Hand und Handgelenken. Wurde dazu noch eine Rauchbombe oder ein Feuerwerkskörper gezündet, in dessen Blitz der Ninja mysteriöserweise verschwand, so konnte schnell der Eindruck von Teleportationsmagie oder Feuerbällen aus den Handflächen entstehen.

Das Kusarigama war eine der vielseitigsten Ninja-Waffen. Die Kette mit einer schweren Kugel daran konnte ein feindliches Schwert umwickeln und dem Gegner aus der Hand reißen. Die gebogene Klinge diente als Hebel zum Öffnen verschlossener Türen oder als Haken zum Erklimmen von Fassaden. Im B-Movie werden hierfür oft Schwerter benutzt, welche unter den dabei auftretenden Krafteinwirkungen jedoch schnell gebrochen wären.

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